Vernunft siegt: siehe Nr. 4 bei „21 gute Gründe für Stuttgart 21“


Fotos vom Bohrloch 203, vom 6.7.09


Das stillgelegte Bohrloch über dem projektierten Fildertunnel

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Der Bohrwagen steht an der Nordseite der Haußmannstraße direkt an der Emil-Molt Staffel,

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direkt oberhalb der Bahnsteige des Hauptbahnhofs, dem geplanten Tiefbahnhof

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Die Bohranlagen der Firma Terrasond waren schwerpunktmäßig im Schlossgarten zu sehen, aber auch an vielen anderen Orten der Tunnelstrecke und der Baugruben der „Zwischenangriffe“, zum Beispiel im Rosensteinpark an der Ehmannstraße.

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Presseberichte zum Bohrloch 203:

Stuttgarter Zeitung:

Ursache für Wasseraustritt bleibt unklar

Stadt legt Bohrloch still
Thomas Braun, veröffentlicht am 01.07.2009

Baubürgermeister Matthias Hahn bestätigte die Einstellung der Bohrungen, weil erneute Wasseraustritte am Hang nicht ausgeschlossen werden könnten.
Stuttgart - Die Probebohrung am sogenannten Ameisenberg im Stuttgarter Osten, die zur Untersuchung der Grundwassersituation im Rahmen des Bahnprojekts Stuttgart 21 dienen sollte, wird endgültig eingestellt. Entsprechende Informationen der Stuttgarter Zeitung hat Baubürgermeister Matthias Hahn bestätigt: "Wir haben angeordnet, die Bohrstelle dauerhaft zu schließen."

An der bahnintern "Bohrloch 203" getauften Baustelle war es im Juni während der Arbeiten zu Wasseraustritten oberhalb der Stuttgarter Jugendherberge gekommen. Die Bahn hatte daraufhin die Baustelle zunächst vorübergehend stillgelegt. Hahn erklärte nun, man habe die endgültige Einstellung der Arbeiten verfügt, weil sich nicht ausschließen lasse, dass es erneut zu Wasseraustritten am Hang komme.

Anwohner der Haußmannstraße hatten zuvor die Besorgnis geäußert, dass es infolge einer Unterspülung zum Abrutschen des Hanges kommen könne. Diese Gefahr, so Hahn, sei durch den Stopp der Bohrung gebannt. Warum und in welcher Menge das Spülwasser, das zum Kühlen der Bohrkerne dient, durchgesickert ist und ob dies möglicherweise mit der Bodenbeschaffenheit am Ameisenberg zu tun hat, konnten allerdings weder der Baubürgermeister noch die für Stuttgart 21 zuständige DBProjektbau sagen. Auch die von der Bahn mit der Risikoabschätzung der rund 90 geplanten Bohrstellen im Stadtgebiet beauftragte Firma Georisk hatte mit Hinweis auf ihre Verschwiegenheitspflicht eine Stellungnahme zu den Problemen an der Bohrstelle abgelehnt.

Ebenso unklar bleibt, ob die Bohrungen nun an einer anderen Stelle des Ameisenbergs wieder aufgenommen werden. Nach Angaben von Hahn steht noch nicht fest, ob in diesem Bereich weitere Grundwasseruntersuchungen nötig sind. Die Probebohrung sollte sicherstellen, dass durch den geplanten Bau des neun Kilometer langen Fildertunnels zwischen dem neuen Tiefbahnhof und dem Flughafen das Grundwasser nicht beeinträchtigt wird.

BUND:

23.06.2009
Bohrloch 203 hält nicht dicht - sowohl beim Wasser wie bei Informationen

Von: BUND
Der BUND fordert endlich Transparenz in allen Verfahrensbelangen zu Stuttgart 21.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Regionalverband Stuttgart, fühlt sich anlässlich der Geheimniskrämerei und dem Zuständigkeitsgerangel um Schwierigkeiten beim Bohrloch 203 im Stuttgarter Osten an die Ereignisse in Köln und Staufen erinnert. Die Bahn AG kündigte wiederholt beim Projekt Stuttgart 21 eine offene Informationspolitik an. Diese wird stattdessen in jedem Einzelfall, wenn es zu Unregelmäßigkeiten kommt, ad absurdum geführt. BUND Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer: "Anders ist es nicht zu erklären, dass die Probleme bei der Erkundungsbohrung 203 im Stuttgarter Osten, erst durch private Initiative ans Licht der Öffentlichkeit gerieten. Die Frage drängt sich auf, ob auch andere Bohrlöcher auf Dauer nicht nur beim Wasser sondern auch bei für die Bahn unliebsamen Informationsflüssen dicht halten."

Wie weitreichend die Folgen der Baustelle am Ameisenberg für die Anlieger sind, lässt sich auf Grund der spärlichen Auskunftsbereitschaft der Bahn schlecht abschätzen. Auch in der Unteren Wasserschutzbehörde, als zuständigem Kontrollorgan mit den Bauvorgängen um Stuttgart 21 betraut, schiebt man den Schwarzen Peter der Risikoabschätzung wieder zurück an die Bahn. Dabei geht es jetzt erst um Voruntersuchungen zu Grundwasserströmungen. Diese zu einer etwaigen Großbaustelle Stuttgart 21 vergleichsweise marginalen Eingriffe lassen die zukünftig zerstörte Vertrauensbasis in der Bevölkerung zum Baumanagement von Stadt und Bahn erahnen.

Fest steht, dass die Einstellung der Bohrung 203 auf erhebliche Schwierigkeiten hindeutet. Der Spülwasseraustritt am Hang birgt im Zusammenhang mit dem im Untergrund liegenden Gipskeuper vielfältige Gefahren. Hangrutschungen in Folge von Unterspülungen und Hohlraumbildungen mit Nachsackungen, die zu erheblichen Hausbeschädigungen führen können, sind derzeit nicht auszuschließen.

Der BUND fordert endlich Transparenz in allen Verfahrensbelangen zu Stuttgart 21. Andernfalls sieht Vorstandsvorsitzender Axel Wieland in Anspielung auf amerikanische Verhältnisse, dass "Bahn und Stadt sog. Wisselblower heraufbeschwören." Diese Mitarbeiter von Bahn, Ämtern und Planungsbüros lassen u.a. den Umweltverbänden Informationen zukommen, die der Öffentlichkeit gezielt vorenthalten werden sollen. Dass hier im übertragenen Sinn genug Sprengstoff für Stuttgart 21 schlummert, davon ist Axel Wieland mehr als überzeugt.


Stuttgarter Zeitung vom 22.7.09

Informationpolitik zu Stuttgart 21
Kritik an der Bahn wird lauter
Thomas Braun , veröffentlicht am 21.07.2009
Am Bohrloch 203 an der Haußmannstraße sind Probleme aufgetreten.

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Hier Blick in Richtung Innenstadt/Hauptbahnhof. Foto: Heiss

Stuttgart - Rein vordergründig hat sich der Technische Ausschuss des Gemeinderats am Dienstag mit den aufgetretenen Problemen am Bohrloch 203 an der Haußmannstraße beschäftigt. Die Debatte um Wasseraustritte am Ameisenberg geriet zu einer Generalabrechnung mit der Kommunikationspolitik der Deutschen Bahn in Sachen Stuttgart 21. Wie berichtet, lässt die DB derzeit stadtweit an mehr als 100 Stellen sogenannte Infiltrationsbrunnen anlegen, mit deren Hilfe der Grundwasserspiegel während der Bauarbeiten für das Bahnprojekt konstant gehalten werden soll. Am Bohrloch 203 hatte die Stadt Anfang Juli die Einstellung der Bohrarbeiten oberhalb der Stuttgarter Jugendherberge verfügt, nachdem es am Ameisenberg mehrfach zu Austritten von Bohrspülwasser gekommen war.

"Da müssen wir bei der Bahn nochmals nachbohren."
Matthias Hahn, Stuttgarts Baubürgermeister


Siehe auch Kommentar

Taten statt Worte »

Ursache für Wasseraustritt unklar
Stadt legt Bohrloch still »


Die Bahn sowie die mit der Überwachung der Arbeiten beauftragte Firma Georisk hatten sich allerdings zunächst geweigert, über Ursachen und Risiken der Bohrprobleme Auskunft zu erteilen. Auf Antrag der Grünen und erst nach massivem Druck von Baubürgermeister Matthias Hahn hat die Bahn am Dienstag den Diplomgeologen Theo Westhoff in den Ausschuss entsandt. Westhoffs Firma ist Teil der Arbeitsgemeinschaft Wasser/Umwelt/Geologie, die für den Schienenkonzern das gesamte Bohrprogramm begutachtet.

Westhoff, den die Bahn offenbar von seiner Verschwiegensheitspflicht entbunden hatte, offenbarte dem Gremien, dass es auch an anderen Bohrstellen Probleme mit dem Spülwasser gegeben habe. Sicherheitsprobleme hätten aber zu keinem Zeitpunkt bestanden - und auch keine Betroffenheit. "Welchen Bürger interessiert es, wenn wir an einer Stelle Wasserverluste haben? Das gehört zum Tagesgeschäft eines Bohrunternehmens ", so der Geologe.

Baubürgermeister Hahn dagegen betonte erneut, die Bohrstelle sei dauerhaft stillgelegt worden, weil die Gefahr eines Hangrutsches am Ameisenberg infolge von Unterspülung nicht auszuschließen gewesen sei. Erstmals nannte Hahn auch konkrete Zahlen: Demnach sind bei der Bohrung 203 insgesamt 200.000 Liter des Spülwassers, das zur Kühlung der Bohrkerne eingesetzt wird, im Untergrund versickert, ein kleiner Teil davon trat schließlich oberhalb der Werastraße aus. Zwar habe der Gutachter geotechnische Risiken ausgeschlossen, gleichwohl habe das Amt für Umweltschutz schließlich den endgültigen Abbruch der Bohrarbeiten verfügt. Hahn betonte, es seien keine grundwasserführenden Schichten angebohrt worden.

Die Sorgen der Bürger müssen ernst genommen werden

Zugleich kritisierte er die Informationspolitik der Bahn und gab damit den Startschuss für eine Debatte, bei der einmal das Thema Kommunikation in den Mittelpunkt rückte. "Die Kommunikationsstruktur bei der Bahn liegt sehr im Argen, da müssen wir nachbohren", so Hahn. Michael Kienzle sagte, die Sorge der Bürger um das Mineral- und Grundwasser müsse ernst genommen werden: "Die Antworten der Bahn kommen viel zu spät. Da muss man doch am nächsten Tag sagen können, ob man die Situation im Griff hat." Der Ausgang der Kommunalwahl sei auch auf das Kommunikationsdefizit zwischen Bahn und Stadt zurückzuführen. Kienzle: "Wenn der OB das nicht kapiert hat, kann ich ihm auch nicht mehr helfen."

Rainer Kußmaul (SPD) hieb in die gleiche Kerbe. "Bei Stuttgart 21 geht kommunikativ alles schief, was nur schief gehen kann. Warum wird unser Oberkommunikator nicht endlich tätig?", kritisierte er den Rathauschef Wolfgang Schuster. Joachim Fahrion erklärte den Zwischenfall dagegen zur Bagatelle: "Wo Menschen Hand anlegen, geht auch mal etwas daneben."

Die CDU-Fraktion sucht noch nach einer gemeinsamen Linie.
Der scheidende Stadtrat Roland Schmid erklärte, die geologischen Untersuchungen seien sehr sorgfältig gemacht worden, man bewege sich beim Projekt Stuttgart 21 "auf sicherem Boden". Sein Fraktionkollege Philipp Hill bemängelte dagegen, der verantwortliche Immissionsschutzbeauftragte der Bahn sei bisher noch an keiner einzigen Stelle in Erscheinung getreten: "Ist der Mann physisch greifbar oder nur virtuell vorhanden?"
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Anmerkung S. Busch: Der „sichere Boden“ ist in Stuttgart gar nicht vorhanden, schon gleich nicht in den 4,2 km Anhydrit/Gipskeuper, durch den die Röhren des Fildertunnels führen sollen. Derartige Beschwichtigungen sind deshalb unglaubhaft. Hat man bei den „sorgfältigen Untersuchungen“ etwa den Grund unter dem Bohrloch 203 gekannt? Beim Tunnelbau ist man vor Überraschungen nie sicher, denn geologische Untersuchungen können nur einen winzigen Bruchteil erreichen.